Rückspiegel
Das Jahr 2020 war voller nie da gewesener Ereignisse, Kuriositäten und Besonderheiten. Sondersendungen, Sonderhefte und -beilagen sind dadurch zum Leben erweckt worden.
Das war genug.
Wie war dein, wie war mein 2020?
- Angst, zu verlieren: Die Sicherheit, den Job, die Gesundheit, gar das Leben?
- Sorge, Home-Schooling, Home-Office, all das Home-Irgendwas nicht mehr zu schaffen?
- Nicht mehr über die nächste Runde zu kommen?
Diese Erfahrungen, haben sie bei dir oder mir den Reflex ausgelöst zu fragen:
- Wann ist es jetzt endlich vorbei?
- Wann wird es wieder wie früher, wie immer?
- Es soll aufhören, sofort!?
Ich denke, das ist gut nachvollziehbar. Sicher, viele Vergleiche hinken oder taugen nicht; vielleicht auch dieser hier:
Ist das nicht wie wenn uns auf unserem Bike schreckartig der Gedanke erfasst, „für diese Kurve bist du zu schnell!“? Du hast einen Helm auf, Schutzkleidung an – alles richtig gemacht – und doch weißt du in diesem Moment, es wird nichts nutzen!
Der Reflex! (Voll) auf die Bremse! Die Augen gebannt auf die quasi heran fliegende Kurvenbegrenzung, Arme, Beine steif, der Kopf wie magisch arretiert auf die drohende Gefahr! Das Ding soll endlich stehen bleiben! Dieser Schreck soll aufhören! Sofort!!
Das angestammte Verhalten hat uns voll im Griff.
Kennt ihr das?
Sind wir gut trainiert, können wir diesen Reflex „durchbrechen“ – schauen nicht mehr auf die Gefahr sondern auf den möglichen Ausweg; tun, was man sonst nicht tun würde – Bremse loslassen, locker lassen; in Schräglage gehen, so weit wie möglich.
Sofort der nächste angestammte Gedanke: „Geht nicht! Gefahr! Das rutscht bestimmt, du fällst!“
Die Atmung stockt, der Körper bockt – und es geht doch.
Puhh. Glück gehabt!
Glück gehabt?
Dabei könnte man es belassen. „Nächstes Mal vorsichtiger, langsamer.“ Immer gut. Ohne Frage. Doch es gibt Situationen, uneinsehbar, unvorhersehbar.
Wir könnten diese Beweglichkeit, angestammte Verhaltensmuster zu verlassen, alternativ auch trainieren. Buchstäblich üben, auf vertraute Reflexe verzichten zu können, loszulassen, um etwas Anderes, scheinbar Paradoxes oder scheinbar Unmögliches zu tun.
Weil diese Verhaltensmuster eben oft helfen, Gefahren zu erkennen, aber nicht immer helfen, die Gefahr zu bewältigen.
Wo geht’s also weiter, für dich, für mich?
Heute schon geübt, locker zu lassen, paradox zu reagieren, nicht auf die Gefahr zu starren, sondern auf mögliche Wege, Lösungen gar?
Tust du das, tun´s die Anderen vielleicht auch. So kommen wir alle gut durch die gefährliche Kurve.
Die Linke zum Gruß